FTX-Pleite – was passiert mit Bitcoin und was muss man beachten?

Nach einer filmreifen Schlammschlacht mit Binance herrscht nun Gewissheit: FTX ist Pleite! Doch wie groß sind die Kollateralschäden? Welcher Dominostein kippt als nächstes um? Sehen wir vielleicht gerade das Ende von Bitcoin und Co.? All das erfahren Sie in diesem Beitrag.

Titelbild des Blogposts

Die Kryptowelt steht Kopf:

Die Ereignisse überschlagen sich und ein Skandal jagt aktuell den Nächsten. Eine der größten Kryptobörsen der Welt ist innerhalb weniger Tage und Tweets Pleite gegangen und reisst immer mehr Unternehmen mit sich. Sehen wir gerade das Ende von Kryptowährungen und Bitcoin? Nein, sicherlich nicht – ganz im Gegenteil: So perfide es klingen mag, aber es ist ein längst überfälliges und notwendiges reinigendes Gewitter, um die vielen schlechten Produkte und  “Scammer” aus dem Markt zu kegeln und wieder Demut zurückzubringen. Im Endeffekt wird es den Sektor langfristig stärken und reifen lassen. Wie immer: Krisen sind wichtig und man lernt durch scheitern. So auch dieses Mal. Gescheitert sind auch viele Investoren, die auf die falschen Börsen gesetzt haben, die gierig waren und die Regel “not your keys, not your coins” nicht beachtet haben. Darauf möchte ich Sie nochmals auf unser 1x1 Bitcoin Handbuch hinweisen, das Sie hier kostenlos runterladen können. Machen Sie sich unabhängig und denken Sie immer daran: Vorsorge ist besser als Nachsorge!

Herzlichst,

Chart der Woche

Quelle: CoinMarketCap

1. Was ist passiert?

Bitcoin ist nicht gleich Bitcoin: Durch die Insolvenz der Börse "FTX" ist der Preis für "wrapped Bitcoin", also Bitcoin Zertifikate, auf der Solana Blockchain um 80 Prozent gefallen. Sämtliche revolutionären Erfindungen der Altcoin-Entwickler brechen zusammen, wenn das ganze System nur auf gehebelter Liquidität basiert. Das Casino wird gerade abgewickelt.

Eine der größten Kryptobörsen der Welt, „FTX“, ist nach einigen Gerüchten innerhalb weniger Stunden Insolvenz gegangen. Am Anfang wusste niemand wie weitreichend die Machenschaften der Big Player im Markt waren, aber aktuell kommen immer mehr dunkle Geheimnisse ans Licht. Den Einstieg in die Thematik findet man am besten in meinem letzten Livestream:

Die Börse FTX und ihre inoffizielle Tradingfirma „Alameda“ haben mit Kundengeldern und der Hilfe des eigenen “FTT Coin” im Markt spekuliert und das in einem Ausmaß, dass sich keiner vorstellen konnte (Es lagen eine Milliarde Dollar Kundenvermögen zu Grunde und es wurde mit acht Milliarden gezockt). Die Kundengelder wurden genutzt, um andere Coins in die Höhe zu treiben und sie dann teuer zu verkaufen. Also ein klassisches Ponzischema. Mit dem neuen Geld hat sich die Tradingfirma weitere Kredite bei FTX geholt. Der Hebel des Unternehmens wuchs stetig an. Die daraus entstehende Marktmacht des Duos “FTX” und “Alameda” kann nicht unterschätzt werden. Ein Nutzer auf Twitter hat nach langer Recherche eine beängstigende These aufgestellt. Nach seinen Daten haben Alameda und FTX die Krypto Rallye im Sommer 2021 erzeugt (Quelle). Zusammen mit anderen gehebelten Spielern, wie dem im „Terra Luna“ Debakel gescheiterten „Three Arrow Capital“, haben sie durch sogenanntes „Spoofing“ den Preis künstlich auf neue Hochs gedrückt.

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Spoofing (dt. Manipulation): Beschreibt in der Fachsprache das Stempeln von Kauf- oder Verkaufspositionen unter oder über dem Preis eines Assets. Der Setzer der Orders möchte dabei auf keinen Fall, dass diese wirklich ausgeführt werden. Es geht also nur um den Schein von Nachfrage oder Angebot. Damit können Institutionen den Preis in eine bestimmte Richtung lenken. Dieses wird übrigens auch im Edelmetallbereich öfters berichtet.
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Das Ziel war es, die Coins, welche Alameda und Co. zu großen Mengen gehalten haben, wirklich durch die Decke gehen zu lassen. Coins wie Solana und Avalanche sind erst in der zweiten Rallye von Bitcoin stark im Kurs gestiegen. Für Alameda und FTX eine gute Möglichkeit nochmal viel Geld zu verdienen, indem man am Hoch seine Coins wieder verkauft. Lange Zeit lief also alles gut für die Großen in der Branche. Niemand schöpfte Verdacht, da Allzeithochs wie Opium gewirkt haben.Das Casino war außer Rand und Band und damit das Hirn ausgesetzt. Die Gier hatte die Überhand gewonnen. Am Ende der großen Manie im Aktienmarkt und der Kehrtwende der amerikanischen Notenbank änderte sich alles. Die ständige Finanzierung von Krediten, mit wertlosen Coins als Rücklage, funktioniert nur solange das System stabil ist und neues Geld in den Markt kommt. Ein Schneeballsystem. Die Börsen und Tradingfirmen haben sich untereinander immer wieder Gelder zugeschoben und mit Coins Kredite finanziert.

Jeder, der den Film „The Big Short“ kennt, sollte hier an eine Szene am Ende des Films denken. Hier trifft einer der Protagonisten einen Kreditmakler beim Essen. Dieser protzt voller Stolz mit den Kreditprodukten, welche Milliarden für die Banken abwerfen. Diese Produkte sind jedoch komplette Nullnummern und bestehen aus faulen Krediten mit hohem Ausfallrisiko. Wir wissen alle, wie dieses Schneeballsystem 2008 geendet hat. Der Kryptomarkt ist nun in einer sehr ähnlichen Phase. (Hier angucken)

Im Sommer hatten wir bereits eine Insolvenzwelle durch den Zusammenbruch von „Terra Luna“ und seinem Stablecoin „UST“. Hierzu habe ich bereits ein eigenes Video gemacht:

Damals mussten FTX und Binance einigen Unternehmen bereits Notfallkredite geben, um die Branche erstmal wieder zu stabilisieren. Indizien zeigen, dass Alameda ebenfalls unter den Opfern der Insolvenzwelle war. FTX hat ihnen damals zehn Milliarden an Kundengeldern überwiesen, damit sie nicht sofort untergehen. Dies führte zu einem riesigen Bilanzloch bei FTX. Nachdem die Bilanz von Alameda geleaked wurde und der Binance CEO „CZ“ öffentlich Stellung gegen FTX nahm, offenbarte sich dieses Loch für alle.

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2. Ausbreitung der Insolvenz


Nach der Insolvenz von FTX haben viele Börsen angefangen, „Proof of Reserves“ (dt. Beweis der Reserven) für die Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Eine Sache sticht dabei bei fast allen Börsen heraus: Alle halten große Teile ihrer Reserven in ihren eigenen Coins.

Diese Tatsache ist nicht besonders vertrauenserweckend oder beruhigend, wenn wir uns vor Augen halten, wie LUNA, CEL und FTT als Coins bereits Richtung null gefallen sind. Die Börse „Crypto.com“ hält sogar einen zweistelligen Anteil ihrer Reserven in SHIBA INU. Einen Abklatsch des Spaß-Coins „DOGE“. Man merkt also immer mehr, wie sich die Fassade der geglaubten „Genies“ auflöst und sich ein gläsernes Kartenhaus offenbart. Es stellt sich die Frage: Wer hat durch FTX noch massive Verluste erlitten und blutet gerade aus?

Crypto.com und Gate.io sind im Moment besonders gefährdete Kandidaten. Angeblich hat Crypto.com Gate.io „aus Versehen“ 400 Millionen Dollar in Ethereum überwiesen. Danach hat Gate.io diese Ethereum in ihrer Bilanz wahrscheinlich teilweise mitgenutzt, um besser und liquider dazustehen. Sind beide in Wahrheit auch schon insolvent oder zumindest in Zahlungsschwierigkeiten?

Die Plattform „BlockFi“ hat ebenfalls angekündigt, Abhebungen erstmal auf Eis zu legen. Auch hier fühlt es sich so an, als würden wir eine Wiederholung des Sommers erleben. Damals kündigte die später von FTX gerettete Firma „Celsius“ an, Abhebungen einzustellen, um Nutzer vor der Volatilität zu schützen. Natürlich nur „kurzfristig“.

Sollten sich diese Vermutungen bestätigen, dann wartet auf den gesamten Kryptomarkt eine längerfristige Eiszeit.

3. Was tun?

Auf welcher Börse sind Sie aktiv? Liegen dort Ihre Coins?

Bitcoin.de, Bison und Kraken verwende ich persönlich, kennen den Gründer von Bitcoin.de und weiß, dass die nicht zocken und seriös sind. Alle drei sind sicherlich sicherere Handelsplätze, aber wie immer im Leben gibt es für nichts eine 100-prozentige Garantie. Deshalb ist immer ratsam, die Coins selbst zu verwahren, seine eigene Bank zu sein. Nicht umsonst gibt es seit jeher den Slogan im Kryptospace “Not your keys, not your coins

Erst wenn Sie den Schlüssel (Key) haben, sind Sie Eigentümer der Coins. Davor gehören Sie dem Betreiber der Platform weil er den Zugriff hat durch den "Key". Genauso ist es beim Geld auf dem Konto. Solange das Geld auf dem Konto liegt, gehört es rein rechtlich der Bank und wenn die Bank Pleite geht, ist ihr Geld de facto futsch, da Sie durch das SAG Gesetz (Hier zum Video) in die Haftung genommen werden. Immerhin haben Sie der Bank einen Kredit gegeben und sind Gläubiger der Bank. Hier gibt es wenigstens noch die 100.000 € Einlagensicherung - sofern diese dann noch greift. Diese gibt es im Kryptobereich allerdings nicht. Erst wenn Sie das Geld physisch vom Konto abheben, sind Sie Eigentümer Ihres Geldes. So auch mit den Coins.

Zunächst sollte man Coins von Börsen auf ihre eigene Hardware Wallet überweisen. Das sollte man tun, denn jeder Coin auf der Börse ist nicht mehr als ein Schuldschein, den man einlösen kann. Wenn die Börsen ihre Coins verliehen haben und nacheinander untergehen, dann bekommt man seine Coins im schlechtesten Fall nie wieder. Krypto zeigt hier perfekt, was in Wirklichkeit in unserem Banksektor passiert. Banken nehmen ihr Geld auf dem Konto und spekulieren am Weltmarkt auf ihre Kosten. Würden alle ihr gesamtes Geld gleichzeitig abheben wollen, dann würden viele Banken mit leeren Händen dastehen. Der Kaiser wäre nackt!

Nur die Bitcoin auf der eigenen Wallet gehört wirklich Ihnen. Das ist auch der Punkt, den Bitcoiner seit Jahren versuchen jedem klarzumachen. Dieses ganze Schauspiel im Kryptomarkt zeigt, dass Shitcoins wirklich Shitcoins sind. Bitcoin ist ein Mittel zur Entfernung des Mittelmanns zwischen dem Eigentümer und seinem Geld. Bitcoin steht für Unabhängigkeit und Dezentralität. „Altcoins“ sind bestenfalls kurzfristige Spekulationsvehikel. Die jetzigen Entwicklungen können den gesamten Markt auf bis jetzt unvorstellbare Preislevel bringen. Dieser Tatsache muss man sich bewusst sein. Das Risiko ist extrem gewachsen und die meisten Leute werden in der nächsten Zeit aus dem Markt gewaschen werden. Für alle, die ihre Bitcoin erst einmal in Sicherheit bringen wollen, eignen sich folgenden Wallets:

Bitbox*

Ledger*

*Hinweis: Bei manchen dieser Links kann es sich um Affiliate-Links handeln.

4. Aussicht für Bitcoin und Krypto


Leider wird Bitcoins Image stark in den Dreck gezogen werden, auch wenn das ganze Spektakel nichts unmittelbar mit Bitcoin zu tun hat.

Sollte es zu einem Dominoeffekt im Kryptobereich kommen und noch mehr Player und Börsen Pleite gehen, könnten wir tiefere Kurse und einen langen Permawinter-Bärenmarkt sehen. Bitcoin könnte nochmals unter 10.000 Euro fallen und dort auch längere Zeit verharren. Am langfristigen Ausblick hat sich unsererseits für Bitcoin nichts geändert. Bitcoin macht das wofür es entwickelt wurde.
Der Schmerz der Leute, die in Altcoins investiert haben, wird sehr groß sein. Dieses Event ist mittlerweile deutlich wahrscheinlicher, als es noch vor ein paar Monaten war. So pervers es klingt, aber diese Kapitulation brauchen wir, um das System wieder sauber zu waschen. Die Kritik von Bitcoinern an das Altcoin-Kasino wird sich wohl als richtig erweisen. Trotzdem sollte man niemals die größeren Entwicklungen in der Welt aus den Augen verlieren. Wenn Lindner und andere Minister der Welt über ihre digitalen Währungen sprechen, dann gibt es langfristig nur eine Wahl:

freies, dezentralisiertes Geld (Bitcoin) oder kontrollierte, zentralisierte Währung (CBDC).

Bitcoin ist Ersteres und auch wenn der Aspekt des monetären Gewinns temporär ausgeschaltet sein wird, sollte man daran denken, dass man irgendwann nicht mehr die Möglichkeit hat, Fiatgeld gegen Bitcoin zu tauschen. Ab dem Punkt kann man nur noch das dystopische Zentralbankgeld als digitalen Euro nutzen. In Anbetracht der möglichen Kursentwicklungen sollte man erstmal abwarten, wie sich die Situation um Bitcoin entwickelt. Ab einem gewissen Punkt wird es extrem attraktiv sein, Geld aus dem Eurosystem zu entfernen und in Bitcoin sicher zu verwahren. Bitcoin ist Freiheit und das demokratischste Geld, das die Menschheit jemals gesehen hat.

Tweet der Woche

FTX war Sponsor des WEF.

Quelle Titelbild: Shutterstock

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